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Wildbienen stechen nicht!

Die Sandbienenkolonie an der Kirche in Hohenrode

Weidensandbiene Kirche Hohenrode

Sie leben ganz anders als Honigbienen:

Weidensandbienen und ihre Kuckucksbienen:

Gefahrlos und ganz aus der Nähe kann man sie hier beobachten, im Beet an der Mauer,

Kirche Hohenrode

…am sonnigen Hang gegenüber sowie an weiteren Stellen auf der Wiese. Ein gemähter Weg lädt ein, das Kirchengelände zu erkunden und dies schöne Geschenk der Natur aus der Nähe zu erleben!

Die meisten Wildbienen leben solitär, d.h. einzelgängerisch. Rings um die Kirche bilden sie hier eine Kolonie aus mehr als tausend Nestern. Anders als im Bienenstock gibt es aber keine Spur von Arbeitsteilung. Die Weibchen der Weidensandbiene (Andrena vaga) sind vegane, allein versorgende Mütter. Die Männchen, unverzichtbar für die Zeugung von Nachkommen, beteiligen sich nicht an der Brutfürsorge. Sie sammeln Nektar als Flugbenzin für sich selbst.
In der Kolonie lebt auch die Rothaarige Wespenbiene (Nomada lathburiana), eine Kuckucksbiene, die keine eigenen Nester baut, sondern ihre Eier in die der Weidensandbienen legt.

Nur im Frühjahr ist das Brutgeschäft dieser Wildbienen zu beobachten:

Anfang März sind an sonnigen Tagen zuerst die Männchen der Weidensandbiene (Andrena vaga) unterwegs. Aufgewärmt von der Sonne umkrabbeln oder umschwärmen sie die Nestöffnungen im Boden, aus denen sie gerade selbst geschlüpft sind. Falls sie sich mal nicht zu schnell bewegen, kann man den „blonden Schopf“ erkennen, den nur die Männchen am Kopf tragen.  

Mitte März schlüpfen auch Weibchen und sofort sieht man dann „Doppeldecker“, d.h. Tiere, die sich paaren. Danach beginnen die Weibchen den Hauptgang für das erste Nest auszuräumen. Rings herum entsteht ein winziger Auswurfhügel.

Weidensandbienen
Foto: https://www.wildbienen.de/eb-avaga.htm

Im direkten Vergleich offenbart sich, dass die Weibchen (li) etwas größer sind als die Männchen (re). Mit geübtem Blick sind auch die Sammelkörbchen an ihren hinteren Beinpaaren zu sehen. Das wird bald einfacher zu erkennen, denn…

Anfang April blühen in der Auenlandschaft die Weiden

Weidensandbiene, Kirche Hohenrode
Foto: Gisbert Hauske

… und die Weibchen sammeln Pollen als Nahrung für ihre Brut, ausschließlich Weidenpollen. Daher der Name dieser Art. Bei der Rückkehr zum Nest sind die Sammelkörbchen an ihren Beinen voll beladen: gelbe „Beinkleider“ = Weibchen.

Kuckucksbiene
Foto: Gisbert Hauske

Mitte April taucht in der Kolonie noch eine weitere Art auf, die Rothaarige Wespenbiene (Nomada lathburiana), unverkennbar durch die beiden gelben Punkte zwischen den Flügeln. Sieht aus wie eine Wespe, ist aber keine, denn Wespen sammeln Fleisch für ihre Brut (vor allem Fliegen!). Diese hier aber ernährt ihre Brut vegan – mit Weidenpollen! Allerdings sammelt sie die nicht selber, vielmehr legt sie ihre Eier in die fertigen Nistkammern der Weidensandbiene. Ein Brutparasit also, die Kuckucksbiene Nomada.

Anfang Mai hat man den Eindruck, es sind so viele Kuckucksbienen unterwegs, dass sie die Weidensandbienen gefährden. Allerdings wär‘ das ja ihr eigener Untergang! Tatsächlich findet man fast überall dort, wo es Weidensandbienen gibt, auch diese Kuckucksbienen. Offenbar hat sich also in der Natur ein Mechanismus entwickelt, der die Zahl dieser beiden ungleichen Partner im Gleichgewicht hält und die Existenz beider Arten dauerhaft sichert.

Kirchewiese Hohenrode

Mitte Mai ist die Weidenblüte beendet und damit das  Lebensfenster für die Elterntiere und für die sichtbare Aktivität der Weidensandbienen und ihrer Kuckucksbienen. Auf der Kirchwiese sind inzwischen Margeriten und andere heimische Wildkräuter zur Blüte gekommen. Die dürfen auch noch eine Weile bleiben, dieses Jahr erst mal versuchsweise,

Kirchwiese Hohenrode

…denn sie bieten Nahrung und Lebensraum für viele andere Insektenarten. Je größer die Vielfalt an Pflanzen, desto größer auch die ihrer tierischen Bewohner. Sobald die Margeriten verblüht sind, wartet auf sie und auf das hohe Gras ein Balkenmäher, der Grünschnitt wird dann abgeräumt. Wenn das Wetter es zulässt, könnte daraus sogar richtig gutes Heu werden…

Unter dem Rasen geht unterdessen auch das Leben der Weidensandbienen weiter! Gut versorgt entwickelt sich dort ihre Brut, leider auch gut versteckt vor unseren Blicken. Für Interessierte im Folgenden ein paar Bilder aus einschlägigen Quellen:

Lebenszyklus Weidensandbiene
Quelle: https://www.wildbienen.info/biologie/solitaere_bienen.php (verändert)

Nur etwa 8 Wochen lang lebt eine Weidensandbiene als fliegendes Insekt, den größten Teil ihres Lebens verbringt sie als Larve unter der Erde. Und dann kommen wir mit der Hacke oder gar mit dem Spaten…!

Das Foto zeigt den seltenen Einblick in eine (vorsichtig aufpräparierte) Brutkammer, darin ein weißes Ei mit Nahrungsvorrat für die Bienenlarve, die bald daraus schlüpfen wird: ein gelbes Pollenklümpchen, umgeben von etwas flüssigem Nektar. Mehr braucht sie nicht, um sich bis zum nächsten Frühjahr zu entwickeln. Die kleine Larve wird sich mehrfach häuten, zur Puppe und schließlich zur flugfähigen Weidensandbiene. In der Skizze (re) wäre diese Kammer wohl die unterste, also die jüngste und die kann bis zu 60 cm tief im Boden liegen. In den oberen Kammern sind die Larven älter und haben den Pollenvorrat schon mehr oder weniger verzehrt. Weil sie als erste schlüpfen ist anzunehmen, dass aus den zuerst gelegten Eiern, wohl die Männchen heranwachsen… 

Die Larven von Kuckucksbienen wachsen schneller als die ihrer Wirte und verzehren deren Pollenvorrat so zügig, dass die Larve des Wirts in der Regel verhungert. In ihrer Kammer überwintert dann die junge Kuckucksbiene, praktischerweise gleich neben ihren Wirten vom nächsten Jahr.

Nicht leicht zu beobachten, was da in der Erde so alles passiert – und für ein mitfühlendes menschliches Gemüt vielleicht ganz gut, nicht alles mit ansehen zu müssen…  
Mit dieser Strategie haben diese beiden Arten erfolgreich überlebt – bis heute.
Wie lange wohl noch?

Info zur Kirche: https://www.kirche-exten-hohenrode.de/

Alle Fotos ohne Quellenangabe: Maria Rollinger

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