Hier blüht euch was!

Aktionsplan bienfreundliches Rinteln

Navigation

Was zu tun wäre:

Gestalt und Farbe einer Blüte dienen als Wegweiser für sammelnde Insekten.

Stark gefüllte Blüten bieten leider viel Show und keine Pollen! Dass sie wertlos sind, haben die Bestäuber schnell raus und ignorieren diese Blender. Beispiele: gefüllte Gartenblumen wie Dahlien, Rosen und Mandelbäumchen. Auch Hortensien haben große Schaublätter und winzige Blüten, sehr wenig Pollen und gar keinen Duft – schade!

Ungefüllte Blüte mit Pollen.

Wichtigster Wegweiser ist nämlich der Duft, hier bei der alten Apothekerrose. Ohne duftenden Nektar finden Wildbienen ihre Futterpflanzen nicht. Wozu sollten sie auch?  Es gibt dort ja kein Flugbenzin. Nun kann man sich vorstellen, dass der Nektar in Niedersachsen ganz anders duftet als z.B. in China oder in Südafrika. Manche Insekten mögen das, besonders die bedrohten Spezialisten aber meiden fremde Gerüche.
Das sollte man beachten beim Kauf von bunten Blühmischungen. Was schön und bunt blüht fürs menschliche Auge, ist leider oft uninteressant für heimische Wildbienen. Wichtig: Woher kommen die Samen und gibt es eine Artenliste? Falls nicht, spricht es nicht für gute Qualität. Garantiert richtig liegen Sie mit Hausmannskost = Regiosaatgut. Das stammt genetisch aus unserer Region, ist aber nicht gerade billig und gibt’s auch nicht überall…

Wiese mit ungefüllten Blüten - Futter und Flugbezin.

Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee sind wertvoller als viele denken und vermutlich auch ohne unser Zutun da. Sie trotzen sogar den wöchentlichen Rasenmäher-Attacken. Gänseblümchen kennt noch jedes Kind – oder vielleicht schon bald nicht mehr? Gegen Mähroboter im Dauereinsatz könnten selbst diese Überlebenskünstler chancenlos verschwinden.

Macht richtig viel Arbeit – und das Ergebnis ist selten das, was auf der Tüte zu sehen ist.

Natürliche Blumenwiesen entwickeln sich vielmehr im Laufe vieler Jahre und zwar durch eine bestimmte Art von Pflege: Beweidung durch Tiere und/oder Heu ernten.
Natur braucht dafür Zeit und das Zauberwort heißt hier:  GEDULD!

Wir wollen doch nicht die natürliche Wildnis zerstören, um eine kleine Wildnis im Garten anzulegen! Samen sammeln schadet aber nicht, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um die von geschützten Pflanzenarten.

Geschicktes mähen von  Rasenflächen.

Reicht vielleicht ein Rasenschnitt im Monat, dazu noch abwechselnd in verschiedenen Bereichen?  Dann könnten es auch der kriechende Hahnenfuß und der Gundermann mal bis zur Blüte schaffen. 

Wiese mit ungefüllten Blüten - Futter und Flugbezin.

Optimal: Komplette Mähpause im Juli und August! Wer die Mäh-Höhe auf mehr als 5 cm einstellt, bewältigt auch den längeren Aufwuchs noch mit dem Rasenmäher. Jeder Zentimeter mehr verbessert dabei gleich auch die Überlebenschance für Grashüpfer und für andere kleine Bodenkrabbler.

Trauen Sie sich vielleicht, das Gras (mit den Margeriten!) bis Ende Mai wachsen zu lassen, so wie die Bauern das früher mal taten? Um diese Zeit begann die Heuernte und danach entwickelte sich den Sommer über eine bunte Wiese voller Blütenpflanzen. Mit der Entnahme des Heus wird die Wiese jedes Mal ausgemagert. Das Gras kann dann nicht mehr so stark wachsen, weil die Mineralstoffe im Boden aufgebraucht sind. Das war mal die Chance der Wiesenblumen, ist sie heute in der Regel leider nicht mehr. Mit reichlich Stickstoffdünger wächst das Gras üppig nach, hochwertiges Viehfutter. Sofern es genug regnet, kann ein Landwirt in unserer Gegend bis zu fünfmal in der Saison ernten. Flockenblumen und Skabiosen haben in diesem wüchsigen Ackergras auch nicht den Hauch einer Chance. Ende Juni sind dann mit den Linden auch die letzten Bäume verblüht. Schlechte Karten für Insekten, Hungersnot! Kein Zweifel, die moderne Landwirtschaft schränkt ihre Lebensbedingungen stark ein. Nützt aber nichts, die Landwirte dafür anzuklagen, solange wir selbst günstige Milchprodukte kaufen möchten.

Heu machen.

Trauen Sie sich vielleicht, selbst mal Heu zu machen? Muss ja nicht gleich die ganze Fläche sein. Verrückt? Nicht unbedingt, denn hier in Exten entwickelt sich so tatsächlich ein Rasen langsam zur Kräuterwiese. Für das (Premium-)Heu gibt es längst feste Abnehmer. Näheres gern bei einem Besuch in der Kirchbreite. Zum Felgenfest ist die Pforte offen, nach vorheriger Anmeldung gern auch an anderen Tagen. Kontakt siehe unten!

Ein Garten ist keine Wildnis! Ein privater schon gar nicht und das soll durchaus so bleiben.Doch gibt es in ihrem Garten vielleicht ein bisschen Platz für heimische Wildkräuter und an gewissen Stellen sogar für eine kleine Wildnis?

Nur wenn die Rotfrüchtige Zaunrübe in der Hecke blühen darf, haben die Zaunrüben-Sandbienen auch dieses Jahr eine Überlebenschance. Sie gehören nämlich zu den Spezialisten, die hier ausschließlich diese Pflanzenart anfliegen. Die Zaunrübe ist ausdauernd und sie wuchert ganz ordentlich, doch vorerst darf sie! Wenn sie die Apfelbeeren zu sehr bedrängt, gebietet die Gartenschere ihren Trieben Einhalt. Letzten Herbst hatte sie rote Früchte, d.h. die Bestäuber waren vor Ort. Ich hoffe, sie überwintern gerade wieder irgendwo im Boden.

Für den dauerhaften Erhalt ihrer Population brauchen alle Lebewesen unbedingt genetischen Austausch, sonst gibt es Inzucht und die hat, wie man weiß, schlimme Folgen. Kleine Tiere haben kleine Aktionsräume, Trittsteinbiotope verknüpfen ihre Lebensräume und ermöglichen so diesen rettenden Austausch.

Herr Pinselkäfer wurde in Exten gesichtet, Frau Pinselkäfer lebt in Steinbergen, beide in einer Margeritenwiese. Angenommen, ihr Aktionsradium beträgt jeweils 300 m, wie viele Trittstein-Margeritenwiesen bräuchten die beiden dann, um zu einander zu finden? (Ein paar mehr wären natürlich noch besser!) 

Es ist der Lebensstil unserer Gesellschaft, wenn wir ehrlich sind also der eines oder einer Jeden von uns, der den Flächenverbrauch verursacht für Industrie, Infrastruktur, Freizeit und Wohnungsbau. Mit der unverbauten Fläche schwindet auch die Artenvielfalt – Tag für Tag. In einer komfortablen Wohnung, vom Schreibtisch aus und mit Blick auf den eigenen Garten Verzicht zu fordern, wäre da wohl ebenso vermessen wie aussichtslos.

Gerade wird wieder eine große Halle hochgezogen im Industriegebiet Süd. Dort war letztes Jahr noch wildes Kraut, der sandige Boden sicher voller Wildbienennester. Stolz verkündet der Bauherr bei der Grundsteinlegung, dass hier gerade 1 Mio € investiert wurden, viele Arbeitsplätze gesichert! Die Firma ist bereits seit Jahren Projektpartner mit einer kleinen Fläche im Vorgarten. Nach dem Festakt wurde vereinbart, nach Fertigstellung der Halle ein insektenfreundliches Pflegekonzept zu entwickeln – zusammen mit der beauftragten GaLa-Firma und für das gesamte Gelände.

Da geht doch was, in Rinteln!                                                         

Maria Rollinger und Sebastian Handl

Kontakt und weitere Infos:  hallo@hierbluehteuchwas.de oder  05751-97 19 31 5

Nach oben scrollen
Consent Management Platform von Real Cookie Banner